Wie stellst du dir ein Zuhause vor, in dem du dich wohlfühlst? Vermittelt es dir Wärme, Ruhe und Geborgenheit? Hat es vielleicht ein paar charmante Fehler oder einzigartige Einrichtungsgegenstände, die es zu etwas Besonderem machen? Fühlst du dich hier sicher und kannst ganz du selbst sein? Wie wäre es, wenn sich dieses Zuhause gar nicht in der Außenwelt, sondern in deinem Kopf befindet? Über die Kraft des Selbstmitgefühls.

Sich selbst ein solches Zuhause in sich zu schaffen, bedeutet in erster Linie eines: Ein umfassendes Wohlwollen sich selbst gegenüber. Selbstmitgefühl ist die Fähigkeit, sich selbst mit diesem Wohlwollen zu begegnen und sich in dem Zuge auch die eigene Begrenztheit anzuerkennen, ohne darüber in Selbstmitleid zu versinken.

Selbstmitgefühl ist in Ordnung

Wie verhältst du dich am besten gegenüber einer guten Freundin, die traurig ist? Versuchst du, sie liebevoll zu trösten, ihr etwas Gutes zu tun, ihr zuzuhören und ihr zu vermitteln, dass ihre Gefühle alle in Ordnung sind? Die Auswirkungen eine solchen Verbindung mit sich selbst betreffen nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern reichen weit in die Sphäre zwischenmenschlicher Berührungen hinein.

Kristin Neff, Pionierin im Bereich Selbstmitgefühl, unterscheidet zwischen drei Bereichen des Selbstmitgefühls: Die Selbstfreundlichkeit, die Achtsamkeit und „das Gefühl für die gemeinsame menschliche Erfahrung“. Dabei bezeichnet die Selbstfreundlichkeit jenen verständnisvollen Umgang mit sich selbst, der ein Gegengewicht zum oft zu lauten inneren Kritiker bildet. Achtsamkeit heißt in diesem Zusammenhang, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, sie aber weder zu bewerten noch sich in ihnen zu verlieren.

Auch andere stoßen an ihre Grenzen

Mit dem Begriff des „Gefühls für die gemeinsame menschliche Erfahrung“ verweist sie bereits auf den Effekt, den ein solcher Zugang zu sich selbst auch für andere bedeuten kann. Er beinhaltet das Bewusstsein dafür, dass wir mit unseren negativen Erfahrungen nicht alleine sind. Auch andere stoßen an ihre Grenzen, haben einen schlechten Tag oder machen Fehler. Das hat nicht nur einen tröstenden Effekt, sondern erweitert auch unsere Wahrnehmung anderer Menschen.

Über die Kraft des Selbstmitgefühls

Wie Studiendaten vermuten lassen, fällt es Menschen mit einem praktizierten Selbstmitgefühl leichter, ein gesundes Beziehungsverhalten an den Tag zu legen. Nach Einschätzung des Partners, können diese mehr Fürsorge, Unterstützung und vor allem Mitgefühl zeigen. Das Kommunikationsverhalten ist weniger von verbaler Aggression und mehr von Empathie geprägt. Empathische Kommunikation nimmt den anderen wie er ist, nutzt die Kraft der Verletzlichkeit, setzt gesunde Grenzen und bietet Raum für beidseitige Entfaltung. Wer seine Schwächen nicht ablehnt ist darüber hinaus kritikfähiger und bleibt fair, wenn es um die Fehler anderer geht.

Es ist kein einfacher Weg, sich selbst das Mitgefühl entgegen zu bringen, welches man idealerweise auch seinen Liebsten entgegenbringt. Häufig muss nachgeholt werden, was Erziehung und Ausbildung bisher versäumt hatten. Wer sich jedoch auf diese Reise begibt, darf sich auf positive Veränderungen in sich selbst, im Kommunikationsverhalten und im sozialen Umfeld freuen.

Drei Tipps

Die abschließenden drei Tipps können dabei helfen, einen Einstieg in die Thematik zu finden:

  1. Erwischst du dich dabei, deinem inneren Kritiker zu viel Raum zu geben, versuche die Situation mit Abstand zu betrachten und dein eigenes Kind oder eine gute Freundin an deine Position zu setzen. Würdest du weiterhin ähnlich denken?
  2. Schenke dir selbst den körperlichen Trost, den du dir gerade wünschen würdest. Umarme und streichle dich, wenn es dir nicht gut geht. Nimm dir Zeit dafür. Nimm deine eigene Wärme wahr.
  3. Übe dich in Achtsamkeit. Beobachte, was du fühlst und spüre in dich hinein. In welchem Körperteil sitzt das Gefühl? Brennt es, zieht es, kribbelt es, drückt es? Nimm das Gefühl ohne Bewertung an und gestehe dir diesen Zustand zu. Er definiert dich nicht, aber er gehört in diesem Moment zu dir.

Mehr Informationen zu RSPS finden sich auf www.rsps.de.